Tag Archives: Zeit

Weimar

Buch: Slow Travel – Die Kunst des Reisens (Dan Kieran, 2014)

Der Titel des Buchs von Dan Kieran macht deutlich: es geht um Reisen – und um ein Reisen, dass mehr ist als unterwegs sein. Das Buch Slow Travel ist 2012 in englischer Ausgabe und 2013/14 in deutscher Übersetzung erschienen. Ich habe kürzlich die deutsche Ausgabe gelesen, auf die ich mich hier beziehe. Ein “Loblied auf das Ungeplante, auf das Loslassen” (Tom Hodgkinson, im Vorwort) und eine Anregung zum bewussten Reisen. Auf den ersten Blick ein Buch ohne Bezug zur Raumplanung – auf den zweiten Blick allerdings auch Gedanken, die mitten hinein führen in aktuellen Stadt- und Planungsdiskussionen, Raumwahrnehmungen und Postwachstumsplanung.

Das Buch fordert in sieben Kapiteln zu einer anderen Art des Reisens auf – oder im Sinne Dan Kierans gesagt: zu einer Rückbesinnung auf den ursprünglichen Gedanken dahinter. Reisen bedeutet dann nicht eine Veränderung des Ortes, sondern auch Erfahrungen auf dem Weg und eine Veränderung in sich selbst. Zentrale Forderungen (Kapitel): Reise nicht nur, um anzukommen. Bleib zu Hause. Sei dein eigener Reiseführer. Heiße Katastrophen willkommen. Folge deinem Instinkt. Verliere den Kopf. Sei abenteuerlustig. Langsames Reisen ist hierbei relativ. Langsam genug, den Weg zu erleben. Schnell genug, andere Orte zu erreichen.

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Pakistanische LKW-Fahrer (Quelle: Weit GbR)

Film: WEIT. Die Geschichte von einem Weg um die Welt (2017)

Kurz nach Weihnachten habe ich den Film “WEIT. Die Geschichte von einem Weg um die Welt” gesehen, der bereits seit Juni 2017 vor allem in kleineren Kinos in Deutschland läuft und einen unerwartete großen Ansturm erlebt hat. Oder, wie die Webseite einleitet: “Staunend stehen wir da und beobachten, was für einen weiten Weg durch die Herzen der Menschen unsere Reisedoku „WEIT.“ sich gesucht hat und immer noch sucht. 330.000 Zuschauer und Zuschauerinnen haben den Film mittlerweile schon gesehen und ihn so zu der mit Abstand erfolgreichsten Kinodokumentation 2017 in Deutschland gemacht.”

Mit Raumplanung hat der Film nichts zu tun, und auch wenig mit Städten, gebauter Umwelt oder Infrastrukturen. Stattdessen stehen Menschen im Mittelpunkt – unter anderem die mehr als 600 Fahrer*nnen, von denen Gewendolin Weisser und Patrick Allgaier im Laufe von drei Jahren und 110 Tagen mitgenommen wurden. Und viele unberührte Landschaften, in denen das mitgenommene Zelt immer wieder seinen Platz findet. Ganz im Gegensatz zu Städten, denen der Film wenig Zeit widmet und die vielfach – deutlich ausgedrückt am Beispiel Indien – als zu hektisch und unübersichtlich erscheinen.

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Schnettkerbrücke Dortmund, 2017

Buch: Im Club der Zeitmillionäre (Greta Taubert, 2016)

Vor ein paar Wochen habe ich eher zufällig das Buch von Greta Taubert “Im Club der Zeitmillionäre: Wie ich mich auf die Suche nach einem anderen Reichtum machte” (Eichborn-Verlag, 2016) entdeckt. Klang spannend, und so habe ich es mir ohne viele Erwartungen bestellt. Eine Entscheidung, die ich nicht bereut habe. Gerade deshalb, weil das Buch keine klaren Ratschläge gibt, sondern viele Ein- und Überblicke. In 15 Kapiteln geht es zwischen dem Hamsterrad von Verwertungslogiken und entlang der wiederkehrenden Motive alternativer Ideen und vieler Begegnungen um die Frage, was den Kern beruflicher und persönlicher Existenz ausmacht.

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