This post (in German) follows my introduction to the ‘RaumPlanung im Fokus’ (online) event from 8th September 2023 for the special issue on ‘(Post-)Growth in Cities and Regions’, published in the German RaumPlanung by the Informationskreis für Raumplanung e.V. (www.ifr-ev.de). During this event, Niels Kück, Alexander Barnsteiner, Alois Humer, and Aurel von Richthofen presented insights from their articles, followed by a discussion with the audience led by the editorial team of Peter Ache, Katja Veil, and me. The event was facilitated and hosted by the IfR e.V. For the special issue, see https://ifr-ev.de/raumplanung/post-wachstum-in-stadt-und-region.
Die kritische Auseinandersetzung mit Wachstum und Postwachstum in der Stadt- und Raumplanung hat sich in den vergangenen Jahren von einem Gedankenspiel zu Fragestellungen mit hoher gesellschaftlicher und planungspraktischer Relevanz entwickelt. Schlagworte wie Dekarbonisierung, Übergewinnsteuer, Gasmangellage, aber auch Gemeinwohl und Gesundheit, sind nur einige Hinweise auf grundlegende Fragen. Mit breiten Fragen und einer offenen Suche sind wir auch in den Call for Papers für dieses Themenheft der RaumPlanung gestartet.
Als Einstieg möchte ich vier Schlagworte benennen, an denen Postwachstumsperspektiven genutzt werden können, um positiv in die räumliche Zukunft zu denken und zu planen.
1. Fläche: Die Ansprüche nach neuen Flächen scheinen zunehmend unvereinbar. Erneuerbare Energien brauchen Flächen. Eine Mobilitätswende und lebenswerte Städte sind durch rein technische Veränderungen bei wachsender Anzahl und Größe der Fahrzeuge nicht machbar. Hohe Wohnkosten und fehlende Wohnungen für bestimmte Gruppen lassen sich angesichts von Kosten für Ressourcen, Arbeitskräfte, und Kredite, nicht einfach durch ‘immer mehr’ beseitigen.
2. Ressourcen: In der Summe hatten wir nie mehr finanzielle und materielle Ressourcen als heute. Trotzdem reden wir über Trends von Isolation, Einsamkeit, körperlichen und psychischen Problemen. Und zuletzt häufen sich Diskussionen über Armut wieder, traurigerweise vermehrt eine Erfahrung für Kinder. Das lässt Aufhorchen für Fragen danach, was und wie viel wir für ein gutes Leben brauchen (Stichwort: Suffizienz). Oder wo wir einem immer mehr hinterher rennen statt eine echte und mutige Zukunftsvorstellung zu haben.
3. Menschen: Immer mehr Ideen scheitern an verfügbaren Arbeitskräften, obwohl nicht jede und jeder von seiner Arbeit leben kann. Trotzdem schaffen wir immer mehr oder komplexere Regeln, hinter denen Ziele verschwimmen oder technokratisch wirken (Stichwort: Bürokratie). Im räumlichen Zusammenleben vor Ort liegen Potenziale in Menschen, die oft hinter dem abstrakten Wort ‘die Wirtschaft’ oder dem gemessenen BIP unscharf bleiben oder gar bewusst versteckt werden.
4. Entscheidungen: Politische Beschlüsse und Strategien sind, trotz vieler Widersprüche, durchaus ambitioniert. Viele Städte haben den Klimanotstand erklärt. Soziale und nachbarschaftliche – vor allem auch nicht kommerzielle – Infrastrukturen sollen gestärkt werden. Netto-Null ist im Grunde seit langem akzeptiert. Die Neue Leipzig-Charta fordert mehr Gerechtigkeit und gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung.
Postwachstum kritisiert zwar systemisch, aber diese vier Beispiele zeigen: es gibt Ansatzpunkte. Es sollte nicht als ein weiteres Konzept verstanden werden, dass auf seine praktische (und bauliche) Implementierung wartet. Es ist auch kein Konzept, das einen Status Quo erhalten oder festigen möchte.
Es geht für mich zunächst darum, in der Stadt- und Raumplanung einen mutigeren Fokus darauf zu legen, worum es seit Bestehen der Disziplin geht: gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse. Ergänzt darum, dass wir begrenzte Ressourcen achten müssen und eine lokale, regionale, und globale Verantwortung tragen. Dazu hatten wir nie mehr Daten und Sicherheiten als heute, um für ein wachstumsunabhängiges Morgen zu planen. Einen Start machen wir heute und schauen darauf, inwieweit Postwachstumsansätze in ‘normalen’ Planungsansätzen genutzt werden können.
Titelfoto: Informationskreis für Raumplanung e.V.
Schwerpunktheft: https://ifr-ev.de/raumplanung/post-wachstum-in-stadt-und-region