“Zahlen lügen nicht” – so zumindest eine weit verbreitete Meinung. Aber: können Zahlen überhaupt sprechen? Und was sagen sie dann? Was passiert durch eine fortschreitende Quantifizierung unserer Gesellschaft und aller Teilbereiche des Lebens? Rankings und Ratings, Scorings und Screenings, Sterne und Punkte oder Balken und Kurven bestimmen nicht nur die Wirtschaft, sondern zunehmend das Zusammenleben aller Menschen in allen Teilen der Welt. Was macht das mit dem Sozialen? Was mit dem Zusammenhalt und was mit Gemeinschaft(en)? Fragen, denen sich Steffen Mau in “Das metrische Wir: Über die Quantifizierung des Sozialen” (suhrkamp, 2017) widmet. Wunsch nach Evidenz, Zahlen und Vergleichbarkeit auf der einen Seite – Wunsch nach Gemeinschaft, Gerechtigkeit und Zusammenhalt auf der anderen. Ein Spannungsfeld, dass das Buch spannend macht.
Der Titel führt eigentlich etwas in die Irre. Das metrische Wir zeigt sich am Ende als individuelles und quantifiziertes Ich, das sich nicht mehr als gleichberechtigter Teil einer Gemeinschaft definiert, sondern nur durch quantifizierte wertende Abgrenzung gegenüber anderen. Ohne Gesellschaft ist jedes Ich nichts. Aber das Ich wird nicht bedeutsam als Teil von etwas Größerem, das gemeinsame Sicherheit und Zufriedenheit bietet. Das Ich wird bedeutsam in quantifizierter Abgrenzung zu anderen. Am Ende droht die Gefahr, blind zu werden, für alles, was nicht quantifizierbar ist. Sicher ein Trend, den viele Planer*innen bestätigen können. Dazu lohnt sich der Blick durch das Buch von Steffen Mau.